Sonntag, 3. September 2017

Devenir adulte...

Erwachsen werden. 

Zu meinem 18. Geburtstag erhielt ich Glückwünsche. Alle sagten, dass ich jetzt "erwachsen" sei. Aber erwachsen fühlte es sich nicht an. Ich ging noch zur Schule, wohnte daheim, war weit davon entfernt zu wissen wie ich mir mein Leben vorstellte, wo es hingehen sollte. 

Zu meinem 21. Geburtstag erhielt ich Glückwünsche. Sie sagten, dass ich jetzt "überall auf der Welt erwachsen" sei. Aber in meinem Kopf war ich das noch lange nicht. Ich war gerade mitten im Studium. Saß zwischen den Stühlen. Wollte gediegen in die Oper gehen und danach die Nacht durchtanzen. Ich hatte immer noch keinen Plan von der Zukunft. War ständig unterwegs und das Geld rann mir durch die Finger. 

Jetzt habe ich meinen ersten, festen Job angefangen. Alle schreiben mir, wie "erwachsen" das ist. 
Ich sehe Studenten, die ihre Semesterferien genießen, Urlaubsbilder posten oder sich auf den Master vorbereiten. 
Ich gehöre nicht mehr dazu. Ich bin jetzt "erwachsen", habe keine Geldsorgen mehr. Ich überlege mir welchen Bausparvertrag ich anlege und suche nach Wohnungen für mich allein. 
Ich wohne noch Zuhause, aber das fühlt sich so falsch an. Ich bin selbstständiger, als ich es jemals in meinem Leben war und möchte endlich auf eigenen Beinen stehen.

Manchmal wünsche ich mir doch wieder das aufregende Leben zurück, das ich als Student führen durfte. Dann wünsche ich mich in die Stadt an der Donau, wo ich die Bars unsicher machte und die größte Herausforderung am Ende des Semesters, in weiter Ferne lag. 

Ein neues Abenteuer, eine neue Stadt, neue Leute, interessante Vorlesungen und Seminare. 
Das alles habe ich vorerst vertagt. Habe es gegen einen Arbeitsalltag, eine 40 Stunden Woche eingetauscht. 
Ich mag meinen Job, lerne jeden Tag dazu, kann mich sinnvoll einbringen und werde dafür wertgeschätzt.  
Ich möchte mich in die Arbeitswelt einfinden und als Berufstätige wahrgenommen werden. Aber gleichzeitig möchte ich keine Spieserin sein, möchte weiterhin durch die Bars ziehen und verrückte Partynächte erleben, möchte mein sorgenfreies Leben weiter festhalten. 

"Erwachsen werden" ist keine Zahl, hierfür zählt nicht das Alter. Ich brauche noch ein bisschen Zeit. Das richtige "Erwachsen werden" ist ein langwieriger Prozess. Und so richtig erwachsen möchte ich auch noch gar nicht sein. Ich möchte verrückt sein und ungebunden. Möchte meinen eigenen Kopf durchsetzen und mich nicht für immer festlegen. Möchte spontane Reisen unternehmen und viel zu viel Geld beim Shoppen ausgeben.
Ich will erwachsen werden, in meinem Tempo. 




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