Montag, 5. Juni 2017

#GenerationOverload...

Morgens nach dem Aufwachen ist das Erste, was ich mache, mein Handy zu checken. 
Whatsapp. Instagram. Snapchat. Reizüberflutung
Bunte Bilder von lachenden Gesichtern. Perfekt inszenierte Stillleben von Bikinis und säuberlich geschnibbelten Obstschalen. Die neuesten, ästhetisch verpackten Schminkutensilien. Die Sommertrends was Haarfarbe, Schnitt und Länge betrifft...
Informationen prasseln auf mich ein, dabei ist es erst 7 Uhr morgens. 

Oft frage ich mich warum ich das eigentlich mache. Warum muss ich direkt auf mein Handy starren und überprüfen, ob ich über die Nacht wichtige Neuigkeiten verpasst habe? 
Und ich spreche hierbei nicht mal von Neuigkeiten, die relevant seien, wie Anschläge, die neusten Hirngespinste von verrückten Präsidenten oder andere Vergehen an Menschenrechten. 
Ich spreche von Nichtigkeiten wie wieviele Likes mein neustes Bild bekommen hat oder wieviele Nutzer meine Instagram-Story angesehen haben. 
Wer hat neue Posts? Wer war gestern wo und hatte wieviel Spaß?

Das Erste, was ich also am Morgen tue, ist, mich in die Leben anderer einzumischen. 
Erlaubt. Gewünscht. #likeforlike #followforfollow. Bitte, bitte interessiere dich für mich!
Aber interessiere ich mich wirklich für dich? Oder nur für die Illusion des perfekten Leben, die du mir vorgaukelst? 
Ein Traum aus Rosa, makellos rasierten Beinen, dem perfekten Bikini-Body und den professionell geschminkten Wangen. #Iwokeuplikethis und Filter drüber. 
Es ist ja selbstverständlich, dass man keine hässlichen Bilder von sich und seinen Freunden postet. Dass man nicht seinen Frust mit der Welt teilt. Wir alle wollen uns so präsentieren, wie wir gerne sind. Sein würden. #lifegoals Die Realität bleibt auf der Strecke. 
Täglich ein neuer Trend, ein neuer Star, dem man followen muss, um informiert zu sein. Ein neuer Hashtag, den alle benutzen. Wehe man verpasst etwas. #tbt #ootd
Und wehe man teilt etwas nicht mit der Welt. Ich muss ihr doch zeigen, was ich heute Tolles , Außergewöhnliches gemacht habe und wie glücklich ich doch bin. 

Wie gesagt, ich nutze selbst Instagram und Snapchat und teile meine schönen Erlebnisse mit anderen. Ich mache das gerne. Mir macht das Spaß. Mich interessiert wen es interessiert. Ich bin genauso narzisstisch veranlagt wie jeder andere. 
Ich möchte diesen Post auch nicht zu Verurteilung nutzen, sondern zur Reflexion anregen. 

Solange wir uns bewusst sind, dass das perfekte Leben und der perfekte Mensch eine Illusion sind, dann ist das o.k. sich etwas vorspielen zu lassen. Das ist wie Kino. Wie Märchen erzählen. Unterhaltsam. 
Solange wir auch noch ohne Handy und Community auskommen, ist das ja auch in Ordnung. 
Solange man noch mit sich selbst allein sein kann, sich auch im echten Leben zurecht findet und den Tag nicht für das perfekte Instagram-Bild lebt, darf man sich abends die Anerkennung von den virtuellen Freunden abholen. 
Solange man mit sich selbst im Reinen ist, verursachten auch die perfekten Körper und Fitness-Tutorials keine Bauchschmerzen. 

Für heute habe ich genug. Ich verbringe den Abend mit mir selbst, einem guten Buch und garantiert ohne Handy. Und morgen Früh schaue ich als erstes aus dem Fenster und bewundere die echte Welt. Weil sie doch so viel schöner und interessanter ist, als die virtuelle. Einfach, weil sie echt ist. 
So wie wir alle sein sollten. 
ungeschminkt, filterfrei, echt und glücklich