Donnerstag, 14. April 2016

Unie avec la ville...

Hier sitze ich mal wieder. Am Ufer der Donau vor einer atemberaubenden Kulisse. Der Regensburger Dom und die alten, bunten Häuser spiegeln sich im Fluss und erstrahlen im Sonnenschein in ihrer ganzen Pracht, So viele Gedanken hatte ich im Kopf als ich gestern wieder hier ankam. Letztes Semester, Bachelorarbeit, Freunde wiedersehen, Sommer genießen, Abschied nehmen. All das steht mir dieses Semester bevor. All das werde ich meistern müssen. Bei manchen Punkten mache ich mir keine Sorgen. Andere haben Potential für viele, schlaflose Nächte. Aber all das vergesse ich jetzt für einen Moment. Diesen Moment, in dem ich mit der Stadt ganz alleine bin. Regensburg, mein alter Freund, und ich. So viel Zuneigung habe ich selten für einen Ort empfunden und auch in Zukunft werde ich immer in positiver Erinnerung schwelgen, wenn ich an diese Stadt denke. Das Studentenleben ist, glaube ich, generell eine der besten Zeiten des Lebens. Sorgenfrei und unbeschwert. Ich bin besonders glücklich, dass ich mich vor zweieinhalb Jahren dazu entschlossen habe hier zu studieren, zu wohnen und zu leben. Hier war ich zum ersten Mal auf mich allein gestellt. Hier habe ich diesen Blog gegründet. Hier habe ich tolle Leute kennengelernt und wahnsinnig viel über das Leben, die Welt und mich selbst gelernt. Irgendwie bin ich hier erwachsen geworden. Und dabei hat Regensburg eine große Rolle gespielt. Ich hatte hier die Freiheit meinen Weg zu gehen und herauszufinden, dass dieser gar nicht so abwegig ist. Ich hatte aber auch die Freiheit vom Weg abzukommen und mich im Kneipen- und Nachtleben dieser Stadt zu verlieren. So gerne radelte ich durch die Gassen und entdeckte immer wieder neue Orte, die mich verzauberten. 
Zum Glück muss ich davon noch nicht in der Vergangenheit sprechen. Ein tolles Sommersemester steht mir noch bevor, das es zu genießen gibt. Es gibt so viel, was ich noch nicht entdeckt habe. Was ich noch ausprobieren will. Auch wenn mir die Gedanken an die Bachelorarbeit, den Abschied und die Zukunft Stresspusteln entstehen lassen, weiß ich, dass ich bisher immer die richtige Entscheidung getroffen und den für mich richtigen Weg gegangen bin. 
Aber für den Moment sind mein alter Freund und ich noch zusammen. Vermeintlich unzertrennlich. 

Montag, 11. April 2016

J'ai grandi...

Zwei Monate ist es jetzt her, dass ich das erste Mal durch den Léopoldpark zu meinem Praktikumsplatz ging. In meinen ersten Tagen sind mir die jungen Laufenten aufgefallen, die gerade frisch geschlüpft hinter ihrer Mama her schwammen. Jeden Tag ging ich durch diesen Park und konnte den Entchen förmlich beim wachsen zusehen. Heute, an meinem letzten Tag in Brüssel, ist fast kein Unterschied mehr zwischen den Jungen und den Eltern erkennbar.


Genauso wie die kleinen Enten bin auch ich in den letzten zwei Monaten gewachsen. Meine Zeit in Brüssel hat mich wachsen lassen. Ich habe sehr viel gelernt.

Ich weiß jetzt, dass es wichtig ist immer einen kritischen Blick auf die Politik zu werfen. Ich habe verstanden, dass Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist; man es damit aber nicht übertreiben sollte. Ich habe gelernt, dass eines der schönsten Dinge auf der Welt das Lächeln eines Fremden in einer neuen Stadt ist. Ich bin mir jetzt sicher, dass gute Geschichten auch mit Salat anfangen können. Wahlweise auch mit Bier oder Bananen. Ich habe erfahren, dass es verschiedene Arten von Zuneigung gibt und, dass mir zwischenmenschliche Beziehungen wichtiger sind als Ruhm und Geld. Ich weiß, dass der Schein oft trügt und das oft mit Absicht. Ich kenne mich jetzt besser. Weiß, dass ich stark sein kann. Verstehe, dass ich nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen kann und, dass nicht jeder Mensch mein bester Freund sein will.

In den letzten zwei Monaten ist viel passiert. Brüssel wurde durch einen schrecklichen Anschlag und viel Kritik an seiner Sicherheitspolitik erschüttert. Obwohl ich mitten drin in der Krisenstimmung war, möchte ich betonen, dass ich eine herzliche, offene Atmosphäre wahrgenommen habe. Ich habe mich immer sehr willkommen und aufgenommen gefühlt. Dafür bin ich den Brüsslern, Belgiern, Bayern und allen anderen freundlichen Gesichtern, die ich kennenlernen durfte, sehr dankbar. 
Obwohl es zwischen mir und Brüssel nie richtig gefunkt hat, heißt es nicht, dass wir keinen Spaß miteinander haben konnten. Denn Spaß hatten wir. Definitiv.