Samstag, 24. Dezember 2016

Je fais le bilan...

Ich ziehe Bilanz. 

Es ist der 24. Dezember 2016. Heute feiere ich Weihnachten. 

Es sind nur noch 7 Tage, dann ist das Jahr 2016 auch schon wieder vorbei. In einem ruhigen Moment lässt mir das Zeit, Bilanz zu ziehen. Dieses Jahr hat viel bedeutet: Zurückkehren, Veränderung, den Ernst des Lebens, harte Schläge, positive Wendungen, Freundschaften neue und alte, Spaß, Erwachsenwerden...

Wenn ich mir die Liste meiner Vorsätze für 2016 anschaue, dann bin ich relativ zufrieden. 
Seit Januar diesen Jahres singe ich wieder einem Chor und habe damit der Musik in meinem Leben wieder mehr Platz verschafft. Sport hat ebenfalls wieder einen großen Platz in meinem Alltag eingenommen. Ich habe mich wieder in meine frühere Volleyballtruppe eingefunden und habe mit ihnen mehr Spaß denn je. 
Reisen gab es 2016 auch ein paar. Für 2 Monate lebte ich in Brüssel und reiste von dort aus das schöne Belgien ab. Mit meinen liebsten Kommilitoninnen reiste ich im April nach Prag und genoss ein witziges Wochenende. Für einen kurzen, mit Wiedersehensfreude getränkten Besuch in Berlin war zum Glück auch Zeit. Mit meinem Freund ging es dann Mitte September noch für unvergessliche Tage ins wunderschöne Irland. Und zu guter Letzt stattete ich Regensburg einen Besuch ab. Meine zweite Heimat ist nämlich dieses Jahr zu einem Reiseziel geworden, wo ich immer gute Freunde treffen und die Schönheit der Stadt genießen kann. Natürlich war auch hier die Wiedersehensfreude groß.
Ich wäre gerne noch viel mehr gereist, aber dank eines anderen Punktes auf der Liste von Vorsätzen war mein Sommer nur eingeschränkt genießbar: Bachelorarbeit. Ich habe mich durchgerungen, sie zu schreiben. Nachdem die Vorarbeit geleistet war und ich mich endlich dem Schreiben widmen konnte, war es ok. Es hat sogar zeitweise Spaß gemacht, wenn sich die Seiten mal ein bisschen einfacher gefüllt haben. 
Meinen Plan für die Zukunft habe ich dann auch gemacht. Es hat sich ziemlich früh entschieden, dass ich nicht ohne Unterbrechung mit einem Masterstudium anfangen wollte. Mir reichte es erstmal mit Studieren. Und wenn ich etwas nicht mit vollem Herzen und voller Überzeugung mache, dann lieber gar nicht. Deshalb habe ich mir ein Praktikum gesucht und glücklicherweise auch direkt in meiner Heimatstadt München gefunden. 
Hier arbeite ich seit 2 Monaten bei RENÉSIM, einem Juwelier, der unter anderem auch viele französische Kunden hat. Für die Zeit nach dem Praktikum steht noch kein Plan fest, aber das hat noch Zeit bis 2017. 
Leider fiel durch das Praktikum sehr viel Zeit weg, die ich gerne für ein neues Hobby, kulturelle Aktivitäten oder kulinarische Entdeckungsreisen genutzt hätte. Leider ist auch der Blog sehr, sehr kurz gekommen. Deshalb steht dieser für die Vorsätze im Jahr 2017 ganz weit oben. 
Aber durch die fehlende Freizeit konnte ich immerhin einen weiteren Punkt erfolgreich abarbeiten: weniger Serien. Aber auf die nächste Staffel Game of Thrones 2017 freue ich mich schon und dafür nehme ich mir die Zeit gerne. 
Und zu guter letzt, habe ich den Punkt: Das Leben genießen auch in diesem Jahr ausgelebt. 

Das Jahr 2017 wird hoffentlich von weniger dramatischen Ereignissen heimgesucht. Ich hoffe, dass wir alle von den schrecklichen Ereignissen wie in Brüssel, Nizza, Paris, Berlin, Syrien... verschont bleiben. Ich hoffe, dass der Brexit ein Phänomen für sich bleibt und ein Präsident Trump uns alle positiv überrascht. Ich hoffe, dass sowohl die Franzosen als auch wir Deutschen eine vernünftige Entscheidung bei den bevorstehenden Wahlen treffen. Ich hoffe, dass die Welt 2017 zu einer besseren wird. Ich kann nicht mehr als hoffen und es mir wünschen. 
Aber heute ist Weihnachten und das ist mein Weihnachtswunsch. 

Ich wünsche euch allen ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest im Kreise eurer Liebsten!


Mittwoch, 9. November 2016

Une année de cauchemar...

Dieses Jahr ist wie eine Ansammlung von Albträumen
Immer wieder passieren Dinge, von denen ich mir wünsche, sie wären nur geträumt. 
Ich fühle mich wie im falschen Film, kann mir nur die Augen reiben, bin sprachlos. 

Angefangen damit, dass im März, als ich in Brüssel war, ein islamistischer Anschlag verübt wurde. Damals saß ich am Frühstückstisch und konnte nicht fassen, dass das der Ort sein sollte, wo ich nur Tage davor meine beste Freundin freudestrahlend empfangen hatte. Nur 500m von meinem Arbeitsplatz entfernt, passierte das zweite Attentat und ich konnte nur online verfolgen was sich da, direkt vor dem Büro, auf der Straße abspielte. 
Ich war wie in Trance, realisierte erst durch besorgte Nachrichten und Anrufe, dass ich wirklich mitten im Geschehen war. 

Im Juni folgte dann ein weiterer Moment, in dem ich mir nichts sehnlicher wünschte als aufzuwachen. Der Brexit wurde Wochen, sogar Monate vorher diskutiert und breit getreten und ich als stolze Europäerin dachte mir, man könnte gar nicht anders als die Vorteile der EU zu sehen. Prognosen sahen alle das Verbleiben der Briten in der Europäischen Union voraus und so konnte ich eigentlich gut schlafen. Am Morgen darauf kam dann das böse Erwachen. Großbritannien hatte für den Brexit gestimmt. Schlechte Wahlbeteiligung. Knappes Ergebnis. Entsetzen. Wut. Spott. 

Und heute, am 9.11.2016, frage ich mich wirklich, wohin das alles noch führen soll? 
Die Welt ist unberechenbar geworden. Gesunder Menschenverstand ist dahin. Politik ist kein Miteinander sondern ein Gegeneinander geworden. Ein Name lässt mir einen Schauer kalt den Rücken herunterlaufen: 
Trump. Präsident Donald Trump. 
Das hört sich nun wirklich nicht realistisch an. Eher wie in einem sehr schlechten Film. Einer Reality Show. Einer Satire. Vor gut einem Jahr, als er anfing zu kandidieren, war es auch nicht mehr als ein schlechter Scherz. Dann wurde es Ernst. Sein Wahlkampf wurde verletzend, bodenlos, rechtswidrig. Und er bekam immer mehr Zuspruch. 
Gestern Abend war ich trotzdem überzeugt, dass es noch ein bisschen Vernunft gibt. In Amerika. Auf der Welt. Ich bin mit dem sicheren Gefühl eingeschlafen, dass Amerika heute seinen ersten First Husband feiern kann.

Seit heute Morgen habe ich mich geweigert aufzuwachen. Möchte lieber weiter in meiner Traumwelt der Traumfabrik bleiben. Möchte nicht wahrhaben, dass es dazu kommen konnte.
Hohe Wahlbeteiligung. Unverständnis. Gefühlslosigkeit. Ich kann nicht darüber lachen, wie so viele es tun in sozialen Netzwerken. Kann nicht weinen. Nicht mal wütend sein. 
Ich kann es schlichtweg nicht akzeptieren. Will es nicht wahrhaben. 

Wie es jetzt weitergeht, weiß ich nicht. Kann es nicht wissen. Niemand kann das. 
Am liebsten würde ich weiter schlafen, denn Aufwachen bedeutet in einem Albtraum zu leben.  

Samstag, 5. November 2016

Le temps...

Zeit. 
Zeit für mich. Zeit für dich. Zeit für euch. Zeit für uns. 
Ich habe keine Zeit. Ich nehme mir die Zeit. Wie die Zeit vergeht. 
In letzter Zeit bist du so anders. Ich bin jederzeit für dich da. 

Zeit. 
Sie ist etwas, das man nicht steuern, nicht beherrschen, nicht beschützen, nicht anhalten kann. 
Sie vergeht. Immer gleich schnell. Auch, wenn es uns nicht so vorkommt. 
Jeder Tag hat 24 Stunden. Jede Stunde hat 60 Minuten. Jede Minute, 60 Sekunden... 
Dein Tag hat genauso viele Stunden wie meiner. Wie machst du das nur alles? 

Das Jahr ist wie im Zeitraffer an mir vorbeigezogen. Ich habe mich noch gar nicht daran gewöhnt das neue Jahr als Datum aufzuschreiben. Und dann steht vor der 16 schon eine 11. Es ist bereits November. Wo ist sie hin, die Zeit? 

Wenn ich zurückdenke, ist es nicht so, als ob ich das ganze Jahr nichts gemacht hätte. Ich habe ein Praktikum in Brüssel gemacht, bin in eine neue Regensburger Wohnung gezogen, habe meinen Bachelor abgeschlossen, hatte einen tollen Sommer, bin wieder nach Hause gezogen, habe mir einen Lebenstraum erfüllt und bin nach Irland geflogen, habe mein neues Praktikum angefangen. 

Ich bin nicht tatenlos. Ich bin nur zeitlos. Mein Tag hat weiterhin 24 Stunden. 8 davon verbringe ich mit schlafen, manchmal auch 9. Ich habe das Schlafpotential eines Kleinkinds. Vor allem seit ich weitere 8 Stunden meines Tages arbeite. Manchmal vergeht diese Zeit wie im Flug. Manchmal eher träge. Aber jeden Tag vergehen 8 Stunden, in denen ich mich um alles mögliche kümmere. Ich telefoniere, schreibe unzählige Mails, kümmere mich um ihre Probleme, organisiere, koordiniere, tippe. 
Die restlichen 8 Stunden meines Tages verbringe ich damit mein Leben zu führen. Ich nehme mir Zeit für den Sport, für Freunde, für die Familie, für ihn, für uns. Für alles. Und ich tue es gern. 

Nur wo bleibt die Zeit für mich? Ich brauche Entschleunigung. Brauche Zeit, um meine Gedanken zu ordnen. Brauche Zeit, um mir darüber klar zu werden, was ich will. Was ich vom Leben erwarte.
Brauche Zeit, um einfach mal nichts zu machen. Einen Spaziergang machen. Tee trinken. Ein Bad nehmen. Eine Serie gucken, einen schnulzigen Film. Selfie-Time. 
Allein mit mir und nur mit mir.

Zeit. 
Ich nehme mir die Zeit. 
Ich nehme mir die Zeit für mich. 
Nur für mich. 


Dienstag, 1. November 2016

Des étincelles et des flammes...

"Nennen Sie Ihre Stärken und Schwächen"- ein Satz, der wohl in so gut wie jedem Bewerbungsgespräch vorkommt. Leichter gesagt, als getan. 
Meine Stärken sind meine Zuverlässigkeit, meine Hilfsbereitschaft, meine Loyalität, meine Disziplin und meine Arbeitsmoral.
Ich kann aber auch sehr gut komplett verrückt sein, über die dümmsten Witze stundenlang lachen, viel trinken, die Nacht durchtanzen, lästern, reisen, spontan sein, mich über Kleinigkeiten aufregen, ausrasten, eingeschnappt sein. 
Ach Moment, jetzt bin ich ja schon wieder bei den Schwächen angekommen. Die Grenze ist oft verschindend gering. Ich bin ungeduldig, kann oft nicht stillsitzen, muss immer etwas zu tun haben. Ich kann manchmal nicht aufhören zu reden. Nicht nur manchmal. Ah ja und ich bin schlecht in Mathe. Zumindest habe ich mir das schon immer eingeredet.

Ich brauche Bestätigung. Wenn ich etwas richtig mache, will ich dafür Lob bekommen. Brauche die Gewissheit, dass mein Gegenüber verstanden hat, dass ich etwas auf dem Kasten habe.
Die Kritik, wenn ich etwas verhauen habe, ist oft schmerzlich. Ich nehme sie an, lerne aus meinen Fehlern, arbeite an mir, versuche mich zu verbessern, über mich hinauszuwachsen. Es ist nicht einfach zu hören, dass man einen Fehler gemacht hat. Und ich kann mir meine Fehler oft nicht eingestehen. Weil ich nicht fehlerhaft sein will. Wer will das schon?
Aber Fehler gehören nun mal zum Leben. Je früher man sie macht, desto besser kann man sie ausbügeln.
Und selbst wenn alles in Flammen steht, weiß man fürs nächste Mal wie das Feuer schon in seiner Entstehung erstickt wird.

Fast einen Monat ist es jetzt her, dass ich mein Praktikum begonnen habe. Innerhalb eines Monats habe ich meine Stärken um Diamant- und Edelsteinkenntnisse vergrößert (ich mache übrigens ein Praktikum bei RENÉSIM Fine Jewellery in München), habe gelernt mit einem Mac-Book richtig umzugehen und halbwegs gelassen zu bleiben, wenn die Sbahn mal nicht kommt.
Meinen Schwächen musste ich mich auch stellen, konnte nicht so schnell mit dem Kopf durch die Wand, wie ich es gerne wollte. Hatte noch nicht genug gelernt, nicht genau genug aufgepasst. Ich war zu ungeduldig und musste gebremst werden.
Einen großen Eimer Wasser ins Gesicht, dass die Flammen nicht zu lodern beginnen.
Ich habe mich gefühlt wie ein begossener Pudel. Aber auch umso besser, als ich gemerkt habe, dass ich daraus gelernt habe.

Jetzt wird es jeden Tag besser. Ich lerne dazu und werde immer sicherer im Auftreten mit den Kollegen und den Kunden. Ich weiß jetzt wie ich mit Funken umzugehen habe. Und bald werden auch lodernde Flammen kein Hindernis mehr sein.
Glühendes Abendrot am Oysterbed Pier, Sneem (IE)




Mittwoch, 21. September 2016

The Green Island: Bienvenue en Irelande...

Am Freitag, den 9.09.2016 starteten wir unseren langersehnten Urlaub auf der Grünen Insel, im wunderschönen County Kerry in Irland. 
In regenfeste Kleidung gepackt, bestiegen ich und mein Freund morgens unseren Aer Lingus Flug von München nach Cork. Dort angekommen wurde unsere Kleidung vom typisch, irischen Wetter auf ihre Wasserdichte geprüft. Ohne größere Schwierigkeiten konnten wir unseren Dan-Dooley-Mietwagen (die einzige Autovermietung, die an unter 25-Jähirge vermietet) abholen und damit Richtung Stadt aufbrechen. Weil sich das Wetter nicht wirklich besserte, entschieden wir uns dazu das Blackrock Castle zu besuchen, in dem sich heute ein Astrologie-Museum und ein Planetarium befinden. Die Ausstellung im Museum ist interaktiv gestaltet und gut erklärt und man kann so einiges über unser Universum lernen. Die Vorführung im Planetarium war sehr beeindruckend, weil gezeigt wurde wie sich der Himmel im Laufe des Monats September verändert und welche Planeten, Sterne und Galaxien wir am Nachthimmel sehen können. Nachdem wir auch die anderen Räume der Burg erkundet hatten und über dessen Geschichte informiert waren, knurrten uns ganz schön die Mägen und wir genehmigten uns einen leckeren Spät-Lunch im Castle Café. Da uns dann die Müdigkeit überkam und uns die Wettergötter immer noch nicht gut gesonnen waren, machten wir uns auf den Weg nach Coachford, wo unser erstes AirBnB lag. Der Ort ist circa eine halbe Stunde von Cork entfernt und in der berühmten, grünen Hügellandschaft von Irland gelegen. Um uns herum grasten unzählige Kühe auf den saftigen Weiden und wirkten so als würde ihnen der Regen überhaupt nichts ausmachen. Allmählich wurde das Wetter auch besser und wir kamen im Trockenen in unserer Unterkunft an. Nachdem wir uns ein bisschen entspannt hatten, gab es als Abendessen "Soda Bread" vom Supermarkt, das wir absolut nicht empfehlen können. Die Iren servieren es ziemlich häufig, was man, wenn man gutes, deutsches Brot kennt, absolut nicht verstehen kann.




Samstag, 10.09
Wir brachen relativ früh auf, weil wir an die südliche Küste wollten. Auf den engen, irischen Straßen und im Linksverkehr dauerte es anfangs etwas länger bis wir uns zurechtfanden. Am frühen Nachmittag kamen wir dann in Baltimore, einem kleinen Fischerort im Südwesten von Irland an. Dort war leider nur Zeit für eine kleine Meerpause, weil wir schon um 16 Uhr in unserem Cottage, das wir für die Woche gemietet hatten, sein sollten. An der Küste entlang führte uns dann der Weg über Skibbereen, Bantry und Glenariff nach Kenmare, einem relativ großen Ort des County Kerrys. Kenmare hat eine sehr malerische Hauptstraße, die durch die vielen Pubs und süßen Läden viel irisches Flair versprüht. Außerdem gibt es in Kenmare einen Lidl, der in dieser Woche zu unserem Lieblingssupermarkt wurde. Die Produkte im Lidl waren alle vergleichbar mit deutschen Preisen und sehr frisch und lokal. Wir deckten uns für ein paar Tage mit Lebensmitteln ein und machten uns auf den Weg zu unserem Cottage am Oysterbed Pier in Sneem. Das Cottage hatten wir auf Tripadvisor gefunden und mit Shamrock Cottages gebucht (Link zum Cottage). Die Organisation und Buchung hatte problemlos per Email und Telefon geklappt und so erwartete uns unsere Caretakerin bereits mit den Schlüsseln. Das Cottage ist nur zwei Minuten vom Meer entfernt und idyllisch von Bäumen umgeben. Das alte Steinhaus wurde innen renoviert und verfügt über alles, was man braucht. In der voll ausgestatteten Küche zauberten wir so einiges Festmahl und kuschelten uns vor den Kamin zum Fernsehen. Das einzige, was es im Cottage nicht gab, war WLAN, aber das hatten wir ganz bewusst so gewählt, um einfach mal abzuschalten. Abends erkundeten wir die Landschaft um unser Cottage herum und genossen die Abendsonne.




Sonntag, 11.09
Der Sonntag begrüßte uns mit Regenwetter. Nachdem wir den Vormittag gemütlich im Cottage verbracht hatten, entschieden wir uns Sneem zu erkunden. Sneem ist der nächstgelegene Ort zum Cottage und verfügt über einen kleinen Supermarkt, ein paar Cafés und ein paar Tourishops. Da dort viele Busses halten, die den Ring of Kerry abfahren, ist Sneem ziemlich touristisch. Wir spazierten ein bisschen durch den Ort und fuhren dann nochmal nach Kenmare, um noch ein paar Besorgungen zu machen. Die meisten Supermärkte haben auch Sonntags und unter der Woche bis 22
Uhr geöffnet. Abends kämpften wir ein bisschen mit dem Kamin, weil das Holz einfach nicht brennen wollte. Als wir es dann aufgeben wollten, fing es auf wundersame Weise doch noch an zu brennen und wir konnten wollig warm auf dem Sofa sitzen. Der irische September mit 15-20°C unterschied sich stark von den 28°C, die wir vor der Abreise in München hatten und wir mussten uns erst an den Wind gewöhnen.


Montag, 12.09
Als wir aufwachten waren noch ein paar Wolken am Himmel, die die Sonne aber bis nach dem Frühstück vertrieb, sodass wir beschlossen am Meer entlang nach Derrynane zu fahren. Derrynane liegt mitten auf dem Ring of Kerry und ist ein kleiner Ort. Dort befindet sich ein kleiner Nationalpark mit beeindruckender Vegetation und dem Derrynane House, einem stattlichen Wohnhaus, in dem heute ein Museum ist. Das Beeindruckendste für uns war der weiße Strand, der die Bucht in Derrynane umgibt. Dort befindet sich auch die Derrynane Abbey, eine Kirchenruine mit Friedhof direkt am Strand mit Blick auf das Meer. In der Nähe von Derrynane befindet sich der Lamb's Head, eine steinige Meerzunge, auf der wir zusammen mit Schafen herumkletterten und die Sicht genossen. Mit den Schafen ist es wirklich so, wie man es sich vorstellt, wenn man über Irland redet. Sie sind überall. Wenn man den Blick über die Wiesen schweifen lässt, findet man überall  kleine, weiße Punkte.





Dienstag, 13.09
Wieder weckte uns die Sonne. Diesmal ging es nicht ans Meer, sondern in die andere Richtung. Über eine eher bergige Straße näherten wir uns dem Killarney National Park, einem er bekanntesten Tourimusgebiete in Irland. Schon die Fahrt in den Nationalpark war sehr beeindruckend und wir hielten immer wieder an, um Fotos von der Landschaft zu schießen. Mitten im Park befindet sich Ross Castle, eines der rund 3500 Tower Houses, die es in Irland gab und von denen leider nur wenige bis heute in voller Pracht überlebt haben. Ross Castle ist Dank umfangreicher Renovierung in einem sehr guten Zustand und als Student kann man für nur 2€ eine informative Führung durch das Schloss bekommen, bei der man alles über das Leben in einem irischen Tower House im 16. Jahrhundert lernt. Nach der Führung fuhren wir nach Killarney, um dort Mittag zu essen. Außerdem gibt es in der Hauptgeschäftsstraße von Killarney einen Penneys (by Primark). Anders als bei den Primarks, die ich bisher besucht habe, hatte man in diesem Penneys jedoch Luft zum Atmen und die Zeit sich umzusehen. Mein Freund und ich machten beide ein paar Schnäppchen und waren wirklich beeindruckt von der Freundlichkeit der Angestellten. Vom ersten Tag an hatten wir bereits gemerkt wie freundlich, offen und hilfsbereit die Iren waren. Oft wurden wir einfach auf der Straße gegrüßt oder uns auf den engen Straßen der Vortritt gewährt. Über den ganzen Urlaub hinweg präsentierten sich die Iren als ein sehr herzliches Volk.






Mittwoch, 14.09
Nach einem relativ grauen Morgen, zeigte sich die Sonne am späten Vormittag dann doch. Wir waren zum Staigue Fort aufgebrochen. Dieser sechs Meter hohe, runde Steinwall stammt aus der Zeit lange vor Christus und hat bis heute dem irischen Wetter standgehalten. In der Mauer befinden sich kleine Höhlen, in denen die Menschen damals vermutlich geschlafen haben. Die Baukunst und Präzision, mit der dieser Fort gebaut worden war, ist mit den damaligen Mitteln unbegreiflich.
Weiter ging es für uns nach Waterville, einem weiteren kleinen Küstenort auf dem Ring of Kerry. Die Hauptstraße führt an einer Strandpromenade vorbei, an der eine Statue von Charlie Chaplin aufgestellt wurde, weil dieser einige Zeit seines Lebens in Waterville verbrachte. Der Ort an sich gefiel uns nicht so gut, aber der Blick aufs Meer und einige kleinere Steilküsten machten das wieder wett. Noch weiter nördlich befindet sich der Skellig Ring, eine Küstenstraße, von der aus man die Skellig Islands sehen kann. Hier zog es uns in die Skellig Chocolate Factory, von der einige unserer Vorgänger im Cottage-Gästebuch geschwärmt hatten. Die Factory war kleiner als wir dachten, aber dadurch auch intimer und familiärer. Wir durften viele verschiedene Arten von Pralinen und Schokoladentafeln kostenlos probieren. Zur Krönung gab es dann im Café der Schokoladenfabrik ein Stück "Oreo-Cheese-Cake".






Donnerstag, 15.09
Wieder war uns der Wettergott gut gesinnt und wir konnten bei guten Wetter den Ballaghbeama-Pass befahren. Dieser war ebenfalls eine Empfehlung aus dem Gästebuch und absolut sehenswert. Über die enge, kurvige Bergstraße kommt man an eine Lücke zwischen den Bergen und kann von da ins Blackvalley sehen. Auf der Straße tümmelten sich die Schafe und ließen sich von unserem Auto nicht wirklich beeindrucken. Steigt man aber aus, sind sich plötzlich ganz schnell weg. Als wir wieder im Tal waren, genehmigten wir uns im Pancake Cottage "Strawberry Field", sowohl einen herzhaften als auch einen süßen Pancake. Glücklicherweise teilten wir uns die Pfannkuchens, anders hätten wir sie sicher nicht geschafft.
Nach dieser Stärkung folgte ein weiteres Highlight unserer Tour. Die Kissane Sheep Farm befindet sich auf der Route von Moll's Gap nach Killarney und bietet Schäferhund-Shows für Touristen an. Ich hatte bereits im Vorhinein im Internet die Uhrzeiten der Vorführungen nachgeschaut. Der Eintritt ist für Studenten 6€ und dafür bekommt man die Show und danach wird gezeigt wie ein Schaf geschoren wird. Die Farm finanziert 80% ihrer Kosten durch die Einnahmen, die sie durch Touristen machen. Ich war gleich ganz angetan von den Sheepdogs, die die Vorführung machten. Pepper und Dash waren beide Border Collies und perfekt für das steinige, hügelige Gelände, in dem sie arbeiten, geeignet. Dash jagte über die Bergwiesen und fing Schafe noch in weiter Entfernung ein. Die Show erinnerte uns sehr an Schweinchen Babe. Beim Schafscheren wurde uns erklärt, dass die Farm erst 1986 auf Elektrizität beim Scheren umgestellt hatte und bis dahin alle Schafe per Hand geschoren werden mussten. Mit dem elektrischen Geräten war der Schäfer nach wenigen Minuten fertig und reichte uns die Wolle zum Fühlen. Aus der natürlichen Lanolin-Schicht, die die Schafe besitzen, werden Crèmes und Seifen hergestellt, die man ebenfalls auf der Farm kaufen kann. Nach der Show streichelten wir noch ein bisschen die Schafe und spielten mit den Hunden bis wir ins Cottage aufbrachen. Abends entschieden wir uns nach Sneem Essen zu gehen. Im Blue Bull, einer Mischung aus Pub und Restaurant, genehmigten wir uns zu Burgern das erste Guinness unserer Reise. Als kleine Verdauungshilfe gab es dann noch einen echten, irischen Whiskey, der uns ganz schön zu Kopf stieg.





Freitag, 16.09
Freitag fuhren wir noch einmal nach Kenmare, um Einkaufen und Tanken zu gehen. In der Innenstadt hatten wir dann endlich einmal WLAN und holten einiges nach, was wir in der Woche verpasst hatten. Nach einem Spaziergang am Kenmare Pier, beschlossen wir wieder ins Cottage zu fahren und dort noch einmal zu kochen, bevor wir am Samstag weiter nach Norden aufbrechen würden.


Samstag, 17.09
Vormittags sagten wir Goodbye zu unserem schönen Cottage und machten uns auf den Weg mach Portmagee, einem Fischerdorf am nördlichen Ende des County Kerrys. Dort angekommen überlegten wir uns, ob wir auf die Skellig Islands fahren sollten, aber weil die Preise uns zu teuer waren und die Abfahrtszeiten nicht passten, entschieden wir zu Kerrys höchsten Klippen zu fahren, die nur 2 km von Portmagee entfernt waren. Für diese Experience zahlten wir zwar jeder 4€, aber der Blick von den 300 m hohen Klippen war es dann doch wert. Wir tranken noch eine heiße Schokolade im Café an den Klippen und machten uns auf den Weg in unser nächstes AirBnB in Cahersiveen. Dort kamen wir bei einem älteren Ehepaar in ihrem großen, schönen Haus unter und hatten neben unserem Zimmer sogar ein eigenes Badezimmer. Am frühen Abend fuhren wir dann nochmal los, um die Gegend ein bisschen mehr zu erkunden. In der Abenddämmerung kamen wir dann an eine Burg, die ganz von Efeu überwachsen war. Die eigentlichen Räume ließen sich nur mehr erahnen, aber ihre Ruinen waren wunderschön und im Abendlicht sehr romantisch. Auf einem Schild stand, dass es das Ballycarberry Castle wohl schon im 16. Jhd. gegeben haben muss. Zum Abschluss dieses Tages gönnten wir uns ein vornehmes Abendessen im Seafood-Restaurant in Cahersiveen, dem QC's.






Sonntag, 18.09
Unser letzter Tag in Irland begann mit Regen, was uns aber nicht störte, weil wir den Vormittag sowieso im Auto verbrachten. Nach dem Frühstück, das uns unsere liebe AirBnB Gastgeberin servierte, begaben wir uns auf den Weg nach Cork. Noch einmal konnten wir auf der zweistündigen Fahrt über Killarney und Macroom die Vielseitigkeit und die überwältigende Schönheit der irischen Natur, der romantischen Burgruinen und der süßen Städtchen und Dörfer bewundern. Gegen Mittag gaben wir dann unseren Mietwagen am Flughafen in Cork zurück und entschieden mit dem Bus in die Innenstadt zu fahren, um die zweitgrößte Stadt Irlands noch ein bisschen besser kennenzulernen. Ganz naiv waren wir davon ausgegangen, dass es am Flughafen Schließfächer gäbe, in denen wir unsere Rucksäcke verstauen könnten. Die gab es leider nicht. Und auch sonst sah die nette Frau an der Information keine Möglichkeit unsere Sachen unterzubringen. Sie versicherte uns aber, dass es bei einem Touribüro in der Innenstadt möglich sei. Also bestiegen wir voll bepackt den Bus, der uns für Hin- und Rückfahrt 7,70€ kostete und vermissten bereits unser Auto. Beim Touribüro hatten wir dann aber doch kein Glück und auch am Busbahnhof und am Bahnhof gab es keine Schließfächer. Also hieß es weiterschleppen. Nach einem kurzen Bummel durch die Gassen der Corker Innenstadt wurde der Hunger dann immer größer, die Rucksäcke immer schwerer und die Laune immer schlechter. Also kehrten wir bei Market Lane, einem süßen Restaurant in der Innenstadt, ein. Als wir auf die Karte schauten, bemerkten wir, dass das Restaurant und das Café am Blackrock Castle zu einer kleinen Kette gehörten. Beide gefielen uns auf ihre Weise sehr gut und wir konnten vom relativ günstigen Mittagsmenü profitieren. An dieser Stelle gönnten wir uns auch das letzte irische Bier unsere Reise, dass wir genüsslich bei einem guten Lunch tranken.
Nachmittags zeigte sich dann doch nochmal die Sonne und wir schlenderten weiter durch die Gassen. Leider hat der berühmte Englisch Market am Sonntag geschlossen und so verbrachten wir noch ein bisschen Zeit damit im Bishop Lucey Park Leute zu beobachten.




Gegen Abend stiegen wir dann wieder in den Bus Richtung Airport, wo wir die Nacht verbrachten und frühmorgens am Montag verschlafen unseren Flug Richtung Heimat bestiegen, den wir fast komplett verschliefen.

Jetzt sind wir wieder in München angekommen, das uns gleich mal mit eher irischem Regenwetter und nicht mit typischer Wiesnsonne begrüßt hat und, das uns den Abschied von diesem tollen Land und diesem erlebnisreichen Urlaub noch schwerer gemacht hat.
Nach so viel Entspannung muss ich mich jetzt mir der deutschen Bürokratie bezüglich meines Bachelorzeugnisses, meines Starts ins Arbeitsleben etc. rumärgern. Aber ich versuche das mit irischer Gelassenheit zu nehmen, mich an meinen Urlaubsfotos zu erfreuen und zu schätzen, dass ich wieder ein neues Land kennen und lieben gelernt habe.

Mittwoch, 7. September 2016

Qui suis-je?

Wer bin ich?
Eine große Frage. Wer bin ich? Was macht mich aus? 
Bin ich mein Name, mein Alter, ein Hobby, eine Musikrichtung, meine Vorliebe für eine Art von Mensch, mein Lieblingsessen? 
Über meinen Namen haben meine Eltern bestimmt. Über mein Alter der Zufall. Oder das Schicksal. Oder Gott. Jedem das seine. 
Meine Hobbies habe ich mir ausgesucht. Mein Bruder hat vor mir Gitarre gespielt, also entschied ich es auch zu tun. Mein Papa hat schon immer Volleyball gespielt und ich hatte auch Spaß daran. Im Radio kam immer Musik und Mitsingen hat mir die Idee des eigenen Singens näher gebracht. Meine Freunde haben Eigenschaften, die ich schätze. Wieso? Woher kommt diese Vorliebe für Ehrlichkeit, Loyalität, Selbstironie? Ist das meine individuelle Vorliebe, oder habe ich gelernt diese Eigenschaften zu schätzen. Wurde mir das so sozialisiert? Genauso wie, dass ich das Essen von meiner Mama mehr mag als anderes. Aber warum mag ich keinen Fisch, obwohl meine ganze Familie davon schwärmt? Bin das ich? Eine Abneigung für Fisch, Lügen, ästhetisch aussehende Sportarten, Horrorfilme, Kaffee, gelbe Gummibärchen, Ungerechtigkeit, Spinnen?
Ich weigere mich dir zu glauben, wenn du sagst, dass es mich eigentlich gar nicht gibt. Dass alles, was mich ausmacht nur anerzogen ist. Dass ich nur so denke, wie ich es tue, weil ich es so gelernt habe. 
Als ich geboren wurde, wusste ich nicht was mich erwartet. Ich wusste nicht, wer ich mal sein würde. Klar, wer weiß das schon. 
Aber ich weigere mich zu denken, dass ich ein Rohling war. Ich nur der richtigen Prägung bedarf und voilà das bin ich. Ein austauschbares Stück Kupfer, als dem durch Sozialisation, durch Eindrücke, Einflüsse eine Münze geprägt wird. 
Ich verstehe, dass du nicht glauben willst, dass alles vorbestimmt ist. Das will ich ja auch nicht. Wenn ich das denken würde, hätte ich aufgegeben. Dann wären meine Entscheidungen machtlos. Aussichtslos. Es wäre sowieso schon entschieden. Wofür dann anstrengen? Ausrichten kann man doch eh nichts. 
Das ist absolut nicht meine Einstellung. Ich bin der Meinung, dass jeder für sein eigenes Glück verantwortlich ist. Dass jeder seine Sterne neu ordnen kann. 
Aber eine Grundinformation ist da. Ich bin kein austauschbarer Rohling. Ich bin ein Stück Kupfer, in dem ein paar Ecken und Kanten vorgeritzt sind. Manches kann man ausbessern, manches bleibt wie es ist. Aber es ist nicht nur die Aufgabe von anderen zu definieren, wer ich bin. Ich bin ich. Und dazu zählt auch meine Weltanschauung, die komplett von deiner abweicht. 
Das macht uns doch aus, dass unsere Ansichten abweichen. Dass wir diskutieren können. Dass du mir Horizonte eröffnest und ich dir. Auch wenn wir nicht im gleichen Boot sitzen, dann sind wir wenigstens auf der gleichen Wellenlänge. Du prägst mich und ich dich. Aber wir bleiben unterschiedlich. Von Geburt an oder nicht ist manchmal auch egal. Hauptsache wir verstehen uns. 

Montag, 22. August 2016

Je suis arrivée...

Im letzten Post habe ich geschildert wie schwer mir der Abschied von Regensburg und von meinem Studentenleben dort gefallen ist. Wenn ich daran denke, blutet mir das Herz schon noch ein bisschen. Aber ich habe damit abgeschlossen. Ich habe alle Verpflichtungen hinter mich gebracht. Ich habe meine Zelte abgebaut. Ich bin ab 30.09.2016 offiziell keine Regensburger Studentin mehr. 

Ich bin wieder in mein altes Kinderzimmer gezogen, habe es irgendwie geschafft meine zwei Kleiderschränke zusammenzubringen und mich wieder an Sbahn- und Autofahren gewöhnt. Es ist schon eine große Umstellung nach drei Jahren des WG-Lebens oder des Alleine-Wohnens wieder bei Mutti am Küchentisch zu sitzen, seine Wäsche nicht selbst zu machen und sich nicht darum zu kümmern, dass etwas Essbares im Kühlschrank ist. Meine Mama und ich sind schon des Öfteren aneinander geraten, weil ich es einfach nicht mehr gewöhnt bin, Bescheid zu sagen wann ich heimkomme und wo ich hingehe. Ich brauche meine Selbstständigkeit. Und sie ist es noch nicht gewöhnt, dass ich erwachsen geworden bin. 
Das zu schreiben, kommt mir schon komisch vor. Aber wenn ich auf mein Alter schaue, auf meinen Lebenslauf und objektiv auf die Veränderungen, die ich seit der Schulzeit durchlaufen habe, kann ich es nicht anders ausdrücken. Ich habe alleine, im Ausland gelebt, gelernt, gearbeitet und bin um einige Erfahrungen reicher. Ich bin nicht mehr das kleine, blonde Mädchen aus einem Kuhkaff nahe München. Ich bin jetzt eine junge Frau, etwas weniger blond und etwas weniger naiv aber immer noch genauso lebenslustig und verliebt in ihre Heimat. Wenn man so lange hin- und hergereist ist, lernt man sein Zuhause noch ein bisschen mehr schätzen. Ich genieße die Ruhe, die Beständigkeit und die Vertrautheit, die mich hier überkommt. Beim Dorftratsch bin ich vorne dabei und denke mir meinen Teil, wenn kontroverse Meinungen kundgetan werden. Man muss ja nicht zu allem seinen Senf dazugeben, habe ich gelernt. Ich habe inzwischen relativ viel gesehen, weiß aber auch, dass es noch sehr viel zu sehen und zu verstehen gibt. Ich weiß aber auch, dass ich nicht alles auf einmal machen kann. Ich genieße es an diesem Ort endlich mal wieder angekommen zu sein. Ich entdecke meine Heimat neu. Freue mich, dass München bald der Ort ist, wo ich arbeiten werde und immer wieder neue Ecken, Cafés und Bars kennenlernen darf. Ich freue mich, dass die Koffer und Kartons erstmal sicher verstaut bleiben, weil ich hier vorerst mal nicht wieder weg will. Ich freue mich, dass ich mein Zimmer vom Staub und von alten Kindersachen befreit habe, weil ich aus denen schon lange rausgewachsen bin, ohne es zu merken. Ich freue mich, dass mir manches noch passt. Manches noch zu mir passt. Ich noch dazu passe.
Das Fernweh kommt bestimmt wieder, darauf ist Verlass. Aber für jetzt bin ich angekommen.

Dienstag, 26. Juli 2016

On est censé mettre un terme aux choses lorsqu'elles sont les plus belles...

Man soll aufhören, wenn's am schönsten ist...

Ich kann nicht behaupten, ich bin überrascht. Ich kann nicht sagen, ich hätte es nicht kommen sehen. Ich kann nur zugeben, dass es schwerer ist als gedacht. Ich kann mir nur eingestehen, dass das Ende kommen musste. Ich kann nur versprechen, dass ich wiederkomme. Auch wenn es dann nicht mehr das Gleiche ist. Ich komme dann nur zu Besuch. 

Es ist soweit. Meine Sachen sind gepackt. Die letzte Party ist gefeiert. Die hoffentlich letzte Träne ist geweint. 
Ich ziehe aus Regensburg weg. 
Ich habe es schon vor Monaten auf dem Blog angekündigt. Schon seit Anfang des Semesters denke ich immer wieder an den Abschied. Dafür musste ich mir des Öfteren Kommentare wie "Vicky, wir haben noch Zeit!" und "Wein nicht jetzt schon rum!" anhören. 
Obwohl ich schon so früh mit dem Abschiednehmen angefangen habe, tut es jetzt nicht weniger weh. Trotz des vielen Umziehens und Hin-und Herfahrens hat sich Regensburg zu meiner zweiten Heimat entwickelt. 
Ich kenne nicht jede Ecke dieser Stadt mit ihren tausend Gassen. Aber viele. War nicht in jeder Bar. Aber in vielen. 
Ich kenne die meisten Wege durch der Uni, meinen Döner-Favoriten, meine liebste Eisdiele, meine Lieblingscafés (ich konnte mich nie für eins entscheiden), die Namen meiner Lieblingsprofs (und sie hoffentlich auch meinen), meine Lieblingsorte in der Stadt, meine Lieblingsbars und ihre Studentenspecials und meine Lieblingsregensburger. 
Natürlich hatte ich hier nicht nur Höhen, aber in der jetzigen Endzeitstimmung strahlen die Glanzmomente besonders hell. Trotz gelegentlicher Verzweiflungszustände und des ein oder anderen Wutanfalls habe ich mein Studium hier ziemlich reibungslos über die Bühne gebracht. Die Bachelorarbeit ist nach anfänglicher Schreibblockade so gut wie abgabefertig, die letzte Prüfung wird demnächst geschrieben und die Punkte sind fast alle verbucht. 

Jetzt bleibt mir nichts anderes mehr übrig als DANKE zu sagen. 
Danke an die Stadt Regensburg für bunte Aktionen und kunterbunte Teilnehmer. Danke an die Universität Regensburg, die trotz ihrer Baufälligkeit doch eine recht standhafte Institution ist. Danke an die Studiengangsorganisation, mit der ich nie zufrieden war, ohne die es aber auch nicht geht. Danke an die Regensburger Studentenschaft für Ablenkung in der Bib und die gute Seite des Studierens. Danke auch an die Regensburger Professorenschaft, die es doch vereinzelt geschafft hat , mich wirklich zu begeistern. Danke an meine Kommilitonen für kollektive Panik und kollektive Ekstase. Danke an WG-Gesucht für die Erfüllung eines Lebensziels (Wohnung in der Innenstadt). Und ein besonderes Danke an meine liebsten Mädels und Jungs, die meine Tage und vor allem Nächte in Regensburg so unvergesslich gemacht haben. 
Ich werde diese Zeit nie vergessen. Ich werde einiges und einige vermissen. Ich werde zurückkommen. Auch, wenn es nur zu Besuch ist. Auch, wenn es nicht schöner werden kann. 
Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. 



Donnerstag, 30. Juni 2016

La procrastination ou l'angoisse de la feuille blanche...

Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. 
Diesen Satz habe ich mit den Kinderschuhen angezogen bekommen. Erledige etwas gleich, sonst vergisst du es. Natürlich habe ich mich daran gewöhnt, Dinge sofort zu erledigen. Ich gebe meine Bücher gleich zurück, wenn die Mail von der Bibliothek kommt. Ich bezahle meine Rechnungen gleich, wenn der Brief kommt. Ich packe gleich aus, wenn ich nach dem Urlaub nach Hause komme. 
Ich bin zu einer Macherin erzogen worden. 
Und eigentlich war ich darauf auch immer sehr stolz. Dass ich nicht immer lange hin und her überlege, sondern Nägeln mit Köpfen mache, habe ich immer als eine meiner stärksten Eigenschaften gesehen. Spontanität, Willensstärke, Unternehmergeist. 

Trotz meiner "Jetzt oder nie"-Einstellung habe ich zu schwimmen begonnen. Ich habe meine Motivation und mein Selbstvertrauen verloren und bin ins Wackeln geraten. Ich habe meinen Bachelor fast in der Tasche und habe noch keinen Plan für meine Zukunft. Ich habe mein Bachelorarbeitsthema und habe noch nicht die Überzeugung sie anzumelden und zu schreiben. Ich habe meinem Blog seit über einem Monat keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt. 
Ich schwimme. Zwischen hier und da. Zwischen jetzt und später. Zwischen dies und das. Meine Gedanken kreisen, fassen ein Ziel und lassen es wieder fallen. 
Ich versuche mich zu zwingen, produktiv zu sein, etwas zu Papier zu bringen, einen Plan zu machen. Aber immerzu scheitere ich am leeren Blatt. 
Früher sind mir die Wörter nur so zugeflogen. Jetzt scheitere ich am ersten Satz. Am ersten Schritt, der bekanntlich ja immer der schwerste ist. 

Den ersten Schritt musste ich gehen und diesen bin ich gegangen. Ich habe ein Praktikum ab Oktober in München gefunden. Ich werde in einem internationalem Schmuckunternehmen im Bereich Marketing und Sales France ein Praktikum machen. Ich habe endlich wieder einen Plan. 
Mit diesem Lichtblick kam auch meine restliche Motivation zurück. Ich habe meine Bachelorarbeit angemeldet. Und heute schreibe ich für meinen Blog. 

Ich weiß, dass es vielen so geht. Oftmals schieben wir Dinge, die uns nicht gefallen von uns weg, vertagen sie auf später.
Ich wollte meine Ängste vor einer unsicheren Zukunft und einem zu schnellen Ende meiner Studienzeit einfach nicht in mein Leben lassen. Habe sie aufgeschoben. 
Ich will immer noch nicht, dass es aufhört. Dass ich aus Regensburg in einem Monat wegziehe, bereitet mir Bauchschmerzen. Ich will mir nicht vorstellen wie kompliziert es sein wird mit den Leuten, die ich hier kennenlernen durfte, Kontakt zu halten. Ich will mir nicht vorstellen nur noch zu Besuch in diese Stadt zu kommen, die ich so sehr lieben gelernt habe. Ich will mir nicht vorstellen, dass schon wieder ein großer Lebensabschnitt zu Ende geht, obwohl er doch gefühlt gerade erst begonnen hat. Ich will nicht, aber ich muss. 
Mir bleibt nichts anderes übrig als zu akzeptieren, dass die Zeit nicht stehenbleibt. Mir bleibt nichts anderes übrig als Veränderung in meinem Leben zu akzeptieren. Mir bleibt nichts anderes übrig als den ersten Schritt zu machen. 
Besser ist es, ich mache den nächsten Schritt bewusst. Ich will nicht stolpern, nicht hinfallen, in niemanden hineinlaufen, gegen keine Mauer laufen, nicht im Drehkreuz stecken bleiben und sicher nicht stehen bleiben. Ein Schritt nach dem anderen, dem Gipfel, der Sonne entgegen. 

Mittwoch, 25. Mai 2016

Cœur affamé...

Hungriges Herz.

Mir ist aufgefallen, dass ich schon seit Ewigkeiten keine Empfehlungen für Bars, Cafés oder Restaurants mehr gegeben habe. Generell habe ich meinen Blog sehr vernachlässigt. Leider habe ich dank meiner Haus- und Bachelorarbeit ganz vergessen wie viel Spaß mir Schreiben machen kann, wenn ich mal keine fachsprachlichen Formulierungen suchen, oder nach jedem Absatz eine Quellenangabe setzen muss. Auf meinem Blog schreibe ich wie es mir gefällt. 

Und heute soll es mal wieder eine Empfehlung geben, die alle Münchner, Nach-München-Reisende oder Wahlmünchner gerne einmal ausprobieren können, wenn sie noch nicht da waren. Am Ufer der Isar, in der Frauenhoferstraße 42, im Herzen des Glockenbachviertels befindet sich das Café "Hungriges Herz", in dem ich erst kürzlich mit einer Freundin zum Frühstück geschlemmt habe. Neben Frühstückklassikern aus allen Herren Ländern, gibt es auch interessante Frühstücksideen für alle Herren Geschmäcker. Hier findet jeder etwas, egal ob Blutgruppe A oder B. An dieser Stelle sollte ich anmerken, dass ich ein standhafter Verfechter der Theorie bin, dass Blutgruppe A lieber süß frühstückt und Blutgruppe B lieber zur herzhaften Alternative greift. Blutgruppen AB und 0 sind die Glückspilze oder auch Allesfesser genannt. Ich zähle zur dritten Kategorie und hatte im Hungrigen Herz also die Qual der Wahl. Vor allem vom Namen meines Gerichts angetan, entschied ich mich dann für "Der Gerät". Ich habe meine Entscheidung nicht bereut. Aber auch die Speisen und Getränke der umliegenden Tische luden zum Wiederkommen und Ausprobieren ein. 
Auch zu späterer Stunde wird der Herzhunger gestillt. Mit Burgern, Nudeln oder Salatbowls, von denen der Bizeps sicher nicht schrumpft, ist auch hier für jedermann etwas dabei. 
Sowohl die Atmosphäre und Einrichtung des Hungrigen Herzens als auch die Bedienungen strotzen von Herzenswärme. Gerne kann man auch den ganzen Sonntag dort verbringen und von Frühstück über Mittagessen bis hin zu Kaffee und Kuchen alles ausprobieren. Aber nur, wenn man früh genug reserviert, denn voll wird es bestimmt. 
Besonderer Tipp: Eine Freundin von mir hat vor kurzem Manuel Neuer im Hungrigen Herz getroffen. Ob er wohl auch "der Gerät" genommen hat, oder lieber eine "Lady Bowl". Schaut vorbei und findet's heraus.