Montag, 28. September 2015

La force de la détente...

Die Kraft der Entspannung...

Mir war nie so bewusst wie wichtig es ist, einfach mal runter zu kommen. Sich zu entspannen. Stecker raus. Strom aus.
Ich bin ein sehr aktiver Mensch. Vor allem hier in Berlin bin ich eigentlich jeden Abend unterwegs. Tagsüber bin ich im Praktikum acht Stunden eingebunden.
In der Schule und danach in der Uni war meine Entspannung immer mein guter, sehr tiefer Schlaf.
Wenn ich einmal schlafe, dann kriegt man mich nur schwer wieder wach. Abgesehen davon hatte ich immer mindestens einen Abend, an dem ich einfach daheim blieb, einen Film ansah oder eine meiner geliebten Serien.
Aber in Berlin bekomme ich nicht das Pensum an Schlaf, das ich eigentlich brauche. In Berlin ist alles viel interessanter, spannender als meine Serien. Ich lebe meine eigene Serie. Spiele in meinem eigenen Film. 24 Stunden Rolle.

Also musste eine neue Art der Entspannung her. Ich entschied mich für die Massage. Natürlich keine ganz willkürliche Entscheidung. Mein Freund René ist Masseur und darum bot sich diese Art der Entspannung sozusagen an.

Ganz professionell trafen wir uns in Renés Praxis, die sehr schön und zentral in Mitte gelegen ist. Anfangs gingen wir die verschiedenen Möglichkeiten der Massage durch und tranken dazu einen Tee. Die Anspannung und Nervosität, die ich davor noch verspürt hatte, war gleich verschwunden, als ich merkte wie professionell und gewissenhaft René seiner Arbeit nachging.
Nach circa einer Minute seiner kalifornischen Rückenmassage hatte ich mich bereits komplett fallen gelassen. Ich merkte wie meine Glieder an Spannung verloren, meine Muskeln sich entkrampften und sogar mein Kopf eine Pause einlegte. Meine Gedanken kreisten weiter, aber blieben nur an banalen Gedanken hängen. René und ich unterhielten uns teilweise oder ich gab mich nur meinen Gedanken hin. Augen zu. Ruhige Atmung. Nur auf die Berührung konzentrieren. Den eigenen Körper spüren. Sich seiner selbst bewusst werden. Nach fast einer Stunde Massage war ich wortwörtlich
tiefenentspannt.


An alle gestressten, verspannten, Entspannung suchenden Berliner:
Ich kann euch nur den ganz objektiven Rat geben, René und seiner Praxis einmal einen Besuch abzustatten. Ich bin, wie gesagt, kein Massage-Spezialist, wüsste aber auch nicht was man noch hätte besser machen können. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall!




Mittwoch, 23. September 2015

Traditionsfest oder Massensaufgelage...


Ich komme aus München.
Fußball. Bier. Berge. Bayern. Und Oktoberfest.
Das waren die Dinge, die die meisten Ausländer bisher mit meiner Heimatstadt assoziiert haben.
Und ja, alles Dinge, auf die wir Münchner stolz sind. Dinge, die wir zelebrieren.

Die berühmte "Fünfte Jahreszeit" der Bayern begann dieses Jahr mit einem tadellosen "O'zapf is" von Oberbürgermeister Reiter, der nach seiner Premiere im letzten Jahr nur zwei Schläge brauchte, um das Bier fließen zu lassen. Und jetzt fließt es seit Samstag. Fließt in Strömen. Kostet ein Vermögen. Macht betrunken, hemmungslos.

Das Massensaufgelage ist dieses Jahr nicht zum ersten Mal in der Kritik. Und auch dieses Jahr hat es gerade einmal 80 Minuten gedauert bis es die erste Wiesn-Alkoholvergiftung gab. Es gibt immer neue, kranke Rekorde, die auf dem größten Volksfest der Welt aufgestellt werden. Wer kann am schnellsten den überteuerten Liter Bier in sich laufen lassen und dabei weder vom Tisch kippen, noch von der Security runter gezogen werden? Wer kotzt als erster? Wer schleppt am meisten dirndltragende, sturzbetrunkende Madln ab?

Diese traurige Wahrheit über das Fest, das eigentlich auf einer schönen, harmlosen Tradition seit 1810 beruht, ist nicht zu verstecken. Man sieht die Betrunkenen auf der "Kotzwiese", an den Zelteingängen, in der S-bahn. Man riecht sie mindestens genauso gut. Und ich verstehe gut, dass es die Anwohner wütend macht, jeden Tag eine vollgekotzte Einfahrt zu haben.

Gerade jetzt, wenn München ein Zentrum der Flüchtlingsankünfte ist und an die Kapazitätsgrenzen gerät, ist so ein Andrang in der Stadt  besonders heikel. 

Und trotzdem, geht fast jeder Münchner, auch ich, gerne zur Wiesn. Trotzdem kommen so viele Menschen weltweit nach München, um das Oktoberfest live zu erleben. Trotzdem geben alle unheimlich viel Geld aus.
Ich habe auch keine Kosten und Mühen und Schlafmangel gescheut und bin von Berlin nach München gefahren, um beim ersten Wiesnwochenende 2015 dabei zu sein.
Natürlich in Tracht. Das Dirndl habe ich schon viel zu lange nicht mehr ausgeführt. Glücklicherweise hatte die Familie meines Freundes einen Tisch im Zelt, sonst hätten wir bestimmt Schwierigkeiten gehabt etwas zu finden. Die Zelte waren überfüllt, auf der Festwiese tummelten sich die Besucher und die Schlagen an den Fahrgeschäften waren lang.
Aber ich war glücklich. Eine Maß Radler in der Hand, bayrische Blasmusik im Ohr und fröhliche Menschen um mich herum.  Ich mag die Atmosphäre, die Tradition, die Tracht, die inzwischen von jedem getragen wird. So viele, ganze Massen in bayrischer Tracht. Hier und da ein Dirndl, das mir gut gefällt. Sogar die coolsten Jungs schmeißen sich in Lederhosen und Trachtenhemd. 

Die Wiesn ist und bleibt eine meiner liebsten Traditionen.
Schon als Kind bin ich mit der ganzen Familie auf die Theresienwiese gefahren, habe Stunden vor dem Löwen verbracht, der sich verbeugt und „Löwenbräu“ sagt und bin Kettenkarussell und Geisterbahn gefahren. Damals waren die Preise noch nicht so gesalzen, die Zelte noch nicht so voll und die Gäste noch nicht so international.
Aber die Zeiten ändern sich eben. Die Wiesn ist jetzt ein internationales Großereignis. Und darauf kann man auch stolz sein. Wir können uns freuen, wenn die Menschen München für Fußball, Bier, Berge, Bayern und Oktoberfest kennen. Das sind alles Dinge, auf die wir stolz sind. Dinge, die wir zelebrieren. Auch in Zukunft. 

Dienstag, 15. September 2015

Série à voir absolument...

...Suits!
"Suits" zu deutsch "Anzüge". Aber natürlich handelt diese Serie, die man unbedingt gesehen haben muss, nicht von Anzügen. Sondern von den Trägern dieser Anzüge: einer Gruppe Rechtsanwälte in deren Großraumkanzlei im Big Apple.

Darum geht's:
Mike Ross (Patrick J. Adams) ist von Natur aus intelligent und mit Hilfe seines photographischen Gedächtnisses kann er sich alles merken, was er sieht. Sein Traum ist es Anwalt zu werden, doch der wurde jäh zerstört, als er der Tochter des Dekans seiner Universität eine Matheprüfung verkaufen wollte. Ein Schulverweis warf ihn von der Uni. Eines Tages hat Mike durch Zufall ein Vorstellungsgespräch bei Harvey Specter (Gabriel Macht), der gerade zum Seniorpartner seiner Anwaltskanzlei befördert wurde und zu den Top-Anwälten von New York City gehört. Harvey ist begeistert von Mike und stellt ihn als seinen neuen Partner ein, obwohl die Kanzlei nur Absolventen der Harvard University nimmt. Deshalb beschließen Mike und Harvey, vor allen anderen so zu tun, als hätte Mike einen Abschluss in Harvard gemacht. Natürlich hat diese Lüge, wie so viele, kurze Beine. Aber seht selbst...

Ich kann Suits wirklich nur empfehlen. Die Serie ist spannend. Die Liebe ist natürlich auch im Spiel. Die Mode ist elegant, New York rasant. Es geht nicht nur um Männer sondern auch um Powerfrauen. Gabriel Macht ist meiner Meinung nach in seiner Rolle als Harvey Specter mehr als attraktiv und man kann eigentlich nichts falsch machen, wenn man sich jetzt vor den Computer setzt, um die ganze Nacht durchzustreamen. Jetzt, da es langsam kälter wird und immer öfter regnet, ist Suits natürlich auch eine Möglichkeit die Tage zu verbringen.  
Vorsicht Suchtpotential! Viel Spaß! 

Donnerstag, 3. September 2015

La fin d'été...

Der Sommer neigt sich mit großen Schritten leider seinem Ende. Der Kalender zeigt schon September. Ich frage mich, wo die ganze Zeit hin ist und schwelge nostalgisch in Erinnerungen an jede schöne Minute in der Sonne, am See, im Café usw.
Doch , Moment mal. Nur genossen habe ich diesen Jahrhundertsommer mit seinen Schmelztemperaturen nun auch wieder nicht.
Um den Sommerabschiedsschmerz zu linden und dem Herbst ein positiveres Bild zu schenken:
Hier die 5 Dinge, die ich sicher nicht vermissen werde, wenn der Herbst kommt.
  • Konzentrationsprobleme bei 35°C 
Ich sitze im Büro. Vor mir der flimmernde Bildschirm meines Computer. Draußen die flimmernde Sonne auf dem Asphalt. Es hat 35°C. Im Büro mit Südausrichtung kommt es mir vor wie 100°C. Ich kann mich nicht konzentrieren, stecke mit dem Kopf bereits in einem erfrischenden Eiskübel. Gehe am Abend heim und bin so geschafft, als hätte ich körperlich hart gearbeitet. Letztendlich habe ich heute so gut wie nichts geschafft.
Dieses Gefühl werde ich sicher nicht vermissen, wenn der Herbst kommt und mein Gehirn wieder halbwegs normal funktioniert.
  • Bräunungsgradvergleiche
Ich bin am See. Um mich rum gestählte und schön gebräunte Körper. Ich schau an mir herunter und fühle mich, als würde ich für gewöhnlich in einem Keller hausen. Dank meinen Genen bin ich ein hellhäutiger Typ und werde auch bei reger Sonnenbestrahlung eher rot als braun. Die Bräunungsgradvergleiche von Freunden, die gegen mich wohl alle positiv abschneiden, oder Bemerkungen wie "Du bist ja gar nicht braun geworden! War das Wetter schlecht?" nach meinem Thailandurlaub werden mir im Winter sicher nicht abgehen.  
  • Problemzonen zur Schau stellen am See 
Nochmal das Seebeispiel: Gebräunte und gestählte Körper um mich herum. Blick nach unten. Natürlich fallen mir sofort meine Problemzonen ins Auge, die ich im Bikini so gar nicht verstecken kann. Dann heißt es Bauch einziehen und weiterhin natürlich wirken. Im Herbst gibt wieder schöne, weite Kuschelpullis und das Problem hat sich auch ohne Sport gelöst. 
  • Ekel in Ubahn, Bus & Co
Jeder kennt ihn, jeder hasst ihn. Den Geruch, wenn man an einem heißen Tag in Ubahn, Bus etc. steigt und meint in einem Zeitalter ohne Körperhygiene gelandet zu sein. Für den netten Mann neben mir muss das Deo wohl auch noch erfunden werden und dem Hipster gegenüber tropft der Schweiß aus dem Bart. Und dann muss ich mich mit meinen nackten Beinen auch noch auf das vergilbte Polster setzen. Danke für niedrigere Temperaturen, lange Hosen und weniger Ekel in der Bahn. 
  • Schweißattacken 
Nun will ich natürlich nicht so tun, als ob nur die Anderen schwitzen. Viel zu oft bin ich morgens aufgewacht und war schweißgebadet, weil ich mal wieder in einer Sauna schlafen musste. Teilweise war ich kurz davor in den Keller zu ziehen. Aber auch tagsüber musste immer darauf geachtet werden ja keine Klamotten zu tragen, auf denen Schweißränder sichtbar sind und immer ein Deo in der Handtasche haben. Am besten die Puderdose gleich daneben, denn gegen SADO (Schweiß auf der Oberlippe- gehört in "Wild Child" mit Emma Roberts, super Teenie-Film übrigens) kann man bei diesem Wetter nicht anders ankämpfen. Zuhause angekommen, erstmal die tägliche Dusche, die manchmal schon am Morgen fällig war. Ich sage Tschüss! zu Schweiß und übermäßigem Wasserverbrauch.

Hallo Herbst, mit deinen bunten Blättern, kuscheligen Pullis, schönen Stiefeletten, langen Spaziergängen, gemütlichen Fernsehabenden und und und ...

Dienstag, 1. September 2015

"Heimat und Zuhause", c'est quoi pour toi?...

Im letzten Sommer zierten die Worte "Wohin gehst du, wenn du sagst, dass du nach Hause gehst?" das Residenztheater in München.

Gute Frage. Vor allem für mich. Als ich die großen, roten Buchstaben sah, las und dann wieder vergas, machte ich mir doch für einen kurzen Moment meine Gedanken. Was bedeutet Heimat für mich? Wo bin ich denn nun zu Hause, wenn ich hier in Regensburg, dann in Frankreich, jetzt in Berlin und zwischendurch immer mal wieder im Kaff in der Nähe von München bei meiner Familie bin?

Die Frage nach Heimat und Zuhause kommt mir jetzt immer öfter in den Sinn. Die deutsche Flüchtlingspolitik, die versucht Menschen ein neues Zuhause zu geben. Die Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen, um nach Deutschland zu kommen. In eine hoffentlich bessere Zukunft. Die ARD-Themenwoche zum Thema Heimat, die im Oktober stattfindet. Mein eigenes, ständiges Umziehen von einem Ort zum anderen, das ich inzwischen statt habe. 
Wo ist mein Zuhause? Wo komme ich an? Wo bleibe ich? Wo fühle ich mich sicher?

Genau, Zuhause ist kein Ort, Zuhause ist ein Gefühl. Geborgenheit, Sicherheit, Ruhe, Angekommensein... das Zuhause-Gefühl eben.
Ein kluger Mensch hat einmal gesagt: "Heimat ist nicht der Ort, sondern die Gemeinschaft der Gefühle."
Genau, es ist nicht der Ort, der mir dieses einzigartige Gefühl gibt. 
In seinem Lied "Halt mich" macht Philipp Poisel wahrscheinlich die schönste Liebeserklärung, die man sich vorstellen kann: "Weil du Heimat und Zuhause bist. Weil bei dir mein Bauchweh aufhört."


Du bist meine Heimat und mein Zuhause. 
Du lässt nicht nur mein Bauchweh verschwinden, sondern auch meine anderen Beschwerden. Du bist immer da, auch wenn das so abgedroschen klingt. Du bist es wirklich. 


Ich kann meine eigene Frage also insofern beantworten: Heimat und Zuhause sind die Menschen, die mir das Gefühl geben, dass ich bei Ihnen Willkommen bin. Das ist meine Familie, die immer einen Platz für mich hat. Das sind meine Freunde, die mir überall hinterherreisen. Auch die, die mich bei sich aufnehmen. Bei denen "Fühl' dich wie zu Hause" nicht nur eine leere Phrase ist. Das ist mein Freund, der mir seit mehr als zwei Jahre das Gefühl gibt, angekommen zu sein. Das ist jede noch so kleine Geste von einer Person, die mir den Aufenthalt versüßt und mir das Gefühl gibt hier richtig zu sein.
Ein Weltbummler findet auf der ganzen Welt ein Stück Heimat.

"Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird." 
- Christian Morgenstern