Montag, 20. Juli 2015

Ich bin (k)ein Berliner...

Beim letzten Mal, als ich über Berlin gebloggt habe, war ich nur zu Besuch (Link zum Blogpost).
Jetzt bin ich wieder in der Hauptstadt. Aber diesmal ist der Besuch von längerer Dauer. Ganze drei Monate werde ich in dieser bunten, lebhaften Stadt jetzt leben und arbeiten. Jaaa, arbeiten!
Diese Arbeit ist auch einer der Hauptgründe dafür, dass es so verdammt still auf dem Blog geworden ist.
Jeden Tag der Woche bin ich von 10-18h im Büro einer deutsch-französischen Immobilienagentur in Prenzlauer Berg. Dieses Praktikum habe ich durch Zufall entdeckt und lange überlegt, ob ich denn wirklich in diese Agentur und die Immobilienbranche, in der ich mich ja so gar nicht auskenne, hineinpasse. Nachdem ich jetzt schon zwei Wochen hinter mich gebracht habe, ein tolles Verhältnis zu meinen Kollegen aufgebaut habe, deutsche und französische Kunden und Eigentümer betreut habe, für Besichtigungstermine durch die Hauptstadt gefahren bin und jeden Tag etwas neues lerne und mitnehme, kann ich zufrieden sagen, dass es die richtige Entscheidung war diese Herausforderung anzunehmen.

Aber nicht nur die Arbeit überzeugt mich, sondern auch Berlin. Für mich als bayrisches Kind, mit großer Heimatliebe zu München, ist es anfangs immer schwer in Berlin so richtig ernst genommen zu werden. Tagtäglich nennt mich meine Chefin (mit liebevoller Ironie) "Frau München" und rechtfertigt meine unberlinischen Aussagen mit: "Du kommst ja auch aus München." Beim Weggehen muss ich erfahren, dass ich für eine Bayerin "sehr gut deutsch spreche." Man braucht schon ein dickes Fell, um der Berliner Schnauze die Stirn zu bieten.
Und das kann ich mit meiner Münchner Schnauze inzwischen ganz gut!

Ich bin keine Berlinerin, aber jetzt wo ich hier wohne, fühle ich mich wohl.
In dieser Stadt der Vielfalt, fühlt sich doch jeder ein bisschen zuhause. In dieser Stadt, wo der "echte Berliner" wegen Seltenheit unter Naturschutz steht, wo man spanisch, französisch, türkisch und chinesisch genauso oft wie deutsch hört, wo man jeden Tag eine neue, interessante Bekanntschaft macht und von einem Viertel ins Nächste, von einer Welt in die Nächste geht. Hier kann man nicht von "Dem Berliner" sprechen. Irgendwie sind wir doch alle ein kleines bisschen Berlin, ein bisschen verrückt und ein bisschen gleich. Wir alle lieben diese Stadt, die so hässlich und doch so schön sein kann. Die dich mit offenen Armen empfängt und mit lautem Hupen fallen lässt.
Wir alle machen Berlin. Wir prägen die Stadt und ihre Ecken. Die Stadt prägt uns und lässt uns, uns auf eine andere Art und Weise wahrnehmen.

In Berlin ist alles möglich.